Hospitation in unserer GMS

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Ungarische Lehrerinnen zu Besuch an der Kraichgauschule
Praktische Erfahrungen an der neuen Gemeinschaftsschule / Unterschiede zum ungarischen Schulsystem
 
Praxiserfahrung im baden-württembergischen Schulsystem sammeln sowie die neuen Lernstrukturen der Gemeinschaftsschule kennenlernen, mit diesem Ziel weilen zur Zeit drei Pädagoginnen aus Ungarn zu Gast an der Kraichgauschule. Sie werden betreut von Bärbel Seemann, ehemalige Rektorin an der Schule in Gauangelloch, und Manfred Kretz, Lehrer an der Kraichgauschule. Bei einem Pressegespräch mit Rektor Mathias Schmitz, Konrektorin Claudia Botz und Bürgermeister Jens Spanberger erfuhr man auch Wissenswertes über das ungarische Schulsystem und über das Interesse der Lehrerinnen, an der Kraichgauschule praktische Erfahrungen zu sammeln. Die drei Lehrerinnen unterrichten in dem ungarischen Dorf Màny, das 30 Kilometer westlich von Budapest liegt und 2500 Einwohner zählt. Dort gibt es eine „Deutsche Nationalitätenschule“, in der mit sechs Stunden in der Woche die deutsche Sprache unterrichtet und gesprochen wird. Im Dorf selbst habe die Sprache nicht überlebt, was sich erhalten habe, seien viele deutsche Sitten und Bräuche. Im Vergleich der beiden Schulsysteme gibt es große Unterschiede, denn in Ungarn werden die Schülerinnen und Schüler viel Jahre lang in der Unterstufe und vier Jahre in der Oberstufe in einer Art „Gemeinschaftsschule“ unterrichtet. Erst dann verzweigen sich die Bildungswege in Richtung Gymnasium, Realschule oder Berufsschule.
 
Manfred Kretz, Lehrer an der Kraichgauschule, hat – unterstützt durch Bärbel Seemann – die Schulpartnerschaft aus seiner ehemaligen Wirkungsstätte Leimen sozusagen nach Mühlhausen mitgenommen. Seit 1997, so erzählt er, gab es einen regen Schüleraustausch zwischen Leimen und dem ungarischen Màny, bis die Hauptschule in Leimen aufgelöst wurde. Im Rahmen des EU-Austauschprogramms „Erasmus“ knüpften jetzt die ersten drei Gastlehrerinnen Kontakte nach Mühlhausen, beobachteten den Unterricht, die Möglichkeiten der Differenzierung im Unterricht und die Lernstrukturen der Gemeinschaftsschule. Besucht wurde die neu gestartete 5. Klasse, in der die Kinder sowohl auf Gymnasial-, Realschul- und Hauptschulniveau unterrichtet werden. Langfristig können so alle Abschlüsse angestrebt und über den Bildungsweg „Gemeinschaftsschule“ erreicht werden. Abhängig von der Schülerleistung ist der Übergang in eine Realschule oder ein allgemeinbildendes Gymnasium jederzeit gewährleistet.
 
Die Gäste aus Ungarn erfuhren auch, dass ab Klassenstufe 6 an der Kraichgauschule Französisch als zweite Fremdsprache angeboten wird. Sie erlebten auch im Unterricht mit, wie jeder Schüler auf seinem individuellen Leistungsniveau angeholt wird. Ganz nebenbei lernten sie auch die Besonderheiten des „Projekts Gemeinschaftsschule“ an der Kraichgauschule kennen: Ein theaterpädagogisches Projekt, eine Schnupperphase in Richtung Bläserklasse, Wahlmöglichkeiten bei der eigenen Stundenplangestaltung durch Auswahl verschiedener Projekte, lehrerzentrierte Unterrichtsphasen, selbstgesteuerte Lernzeit, , Phasen der Bewegung und Entspannung.   Fasziniert waren die ungarischen Gäste auch über die perfekte Ausstattung der Schulräume.
 
Dieser erste Besuch an der Kraichgauschule habe ihren „Horizont erweitert“, so eine der ungarischen Lehrerinnen. Ob dieser Lehreraustausch weitergeführt werden soll, dafür gibt es laut Rektor Schmitz „keinerlei Planungen“, jedoch sei er nicht abgeneigt. Auch Bürgermeister Jens Spanberger begrüßte die Gäste in der Gemeinde, wünschte einen guten Aufenthalt und freute sich auf ein „Wiedersehen“. Angetan waren die drei Lehrerinnen von der Gastfreundschaft, die sie erlebt hatten. So wohnten sie die ganze Woche über in einer privaten „Herberge“, nahmen persönliche Einladungen wahr, besuchten in der Region die Städte Heidelberg und Speyer, und lernten auch die Wieslocher Weine schätzen.
 
 
Rudi Kramer, Mühlhausen
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung
 

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Kategorie: 2015 / 2016