„Das ist, wofür wir alle brennen“

„Das ist, wofür wir alle brennen“


„Das ist, wofür wir alle brennen“

Schüler, Eltern und Lehrer freuen sich, dass der Grundschul-Unterricht an der Kraichgauschule am Montag wieder für alle startet

„Die Kinder freuen sich, wieder an die Schule kommen zu können. Die Eltern sind unglaublich froh. Und die Lehrer freuen sich, wieder volle Klassen unterrichten zu dürfen“, berichten Leiter Mathias Schmitz, Konrektorin Claudia Botz und Lehrerin Rebecca Thurau von der Kraichgauschule Mühlhausen: Ab kommenden Montag wird wenigstens die Grundschule wieder „komplett geöffnet“.

Nach der coronabedingten Schließung der Gemeinschaftsschule starteten – neben der Notbetreuung – vor den Pfingstferien zunächst die Viertklässler und in letzter Zeit war der Wechsel erforderlich: eine Woche waren die Kinder an der Schule, eine Woche gab es Fernlernunterricht, während die anderen an der Schule waren. Die Klassen der zweizügigen Grundschule wurden geteilt, in 16 Gruppen zu je rund zehn Schülern wurden sie auf verschiedenen Stockwerken unterrichtet – nur zwei Zeitstunden am Tag. „Das hört sich wenig an“, so Thurau, „für die Eltern und Kinder war es auch sehr wenig, aber wir lagen sogar ein bisschen über den Mindestvorgaben.“

Das brachte die Schule durchaus an ihre Grenzen, angefangen bei der Zahl der verfügbaren Tische. Und gerade vom Personalstand her war es „immens schwierig“, so der Schulleiter. Drei der Lehrer gehören zur Corona-Risikogruppe und waren trotzdem freiwillig präsent.

Das gesamte Lehrerkollegium habe sich intensiv auch im Internet-Unterricht eingebracht, trotz aller Probleme mit Ausstattung und Software, etwa den Videoplattformen, und Datenschutz-Bedenken, „da war man permanent verunsichert“, so Thurau. Verschiedene Geräte und Betriebssysteme galt es, unter einen Hut zu bringen. „Und es gibt Familien, die haben gar keine Computer zuhause“, so Schmitz.

Rebecca Thurau möchte aber die Schüler im Auge behalten, die in Videokonferenzen aufgeblüht sind, mutiger und selbstständiger wurden „und aktiver waren, als ich es in den letzten drei Jahren erlebt habe“.

Das gesamte Kollegium, aber auch Bundesfreiwilligendienstler und Schulsozialarbeiter hätten alle mehr geleistet, als zu erwarten gewesen wäre, und zahllose Herausforderungen gemeistert, zeigt sich Schmitz stolz und dankbar. Die Chance, die man in der Krise genutzt habe, war, viel dazuzulernen: „Wir fallen nicht wieder in die digitale Steinzeit vor Corona zurück“, betont Schmitz.

Für die Schüler war es teils eine psychische Belastung, ihre Schulfreunde gar nicht sehen zu können oder ihnen an der Schule dann nicht zu nahe kommen zu dürfen. Andererseits war man Claudia Botz zufolge positiv überrascht, „wie toll die Grundschüler mitgemacht haben“ und wie gut die Stimmung insgesamt war.

„Die Kinder sagen, sie gehen jetzt lieber zur Schule als vorher“, schmunzelt Rebecca Thurau, „weil sie wissen, was die Alternative ist.“ Daher wurde die Teilöffnung schon freudig begrüßt und natürlich viel mehr noch der fast wieder normale Unterricht ab Montag.

„Mir hat das gefehlt, die Schüler alle hier zu haben“, erklärt Mathias Schmitz, „das ist es doch, wofür wir alle im Kollegium brennen.“ Der Präsenzunterricht sei „eminent wichtig“, ergänzt er, weil man den Schülern sofort ansehe, ob das Erklärte auch angekommen sei. „Und das soziale Miteinander ist unersetzlich“, betont Claudia Botz.

Sport, Musik und Religion können noch nicht wieder gelehrt werden, da kämen sich Schüler zu nahe oder verschiedene Klassen würden „durchmischt“, das ist noch ausgeschlossen. Die frei werdenden Stunden sollen laut Schmitz vor allem für Fördermaßnahmen genutzt werden, weil in der Zeit des Fernunterrichts doch Lücken entstanden sind“. Das gilt übrigens auch für die älteren Schüler.

Die aktuellen Lockerungen gelten nur für die jüngeren Schüler: Studien zufolge sind sie durch Corona weniger gefährdet und verbreiten das Virus in geringerem Maß. Die 9. Klassen sind mit ihren Prüfungen für den Hauptschulabschluss fast fertig und „so gut wie weg“. Und erst im nächsten Jahr gibt es eine zehnte Klasse und die ersten Kraichgauschüler können die Mittlere Reife absolvieren.

Die Klassen 5 bis 8 jedenfalls müssen weiter im rollierenden System zur Schule kommen, die Klassen 5 und 7 sowie 6 und 8 sind gleichzeitig im Präsenz- beziehungsweise Fernunterricht, in Kleingruppen unterteilt. Das Prozedere ist gleich: je zwei verkürzten Unterrichtseinheiten, maximal 14 Schüler pro Gruppe, Mindestabstand 1,5 Meter, versetzte Anfangs- und Schlusszeiten, „da lässt sich nicht mehr machen als zwei Zeitstunden am Tag“.

Man entwickle diese Form des Unterrichts aber weiter: „Wir sind dabei“, so Schmitz, „ein stabiles System zu etablieren, das bis zu den Sommerferien durchläuft und hoffen, dass danach wieder regulärer Unterricht möglich ist.“

 

Mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Neckar-Zeitung (seb)

 


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Kategorie: 2019 / 2020