Entlassfeier der Kl. 9a

Entlassfeier der Kl. 9a


Hauptschul-Abschlussprüfung und Entlassfeier in „außergewöhnlichen Zeiten“

Erster Jahrgang der Gemeinschaftsschule aus der Kraichgauschule entlassen / Prüfungen waren fair, aber keinesfalls leichter

 

Die Neuntklässler der Kraichgauschule Mühlhausen werden ihr letztes Schulhalbjahr verbunden mit der Abschlussprüfung sicher in lebenslanger Erinnerung behalten. Dafür sorgte die Coronakrise mit ungewöhnlicher Vorbereitungszeit, Unterricht in den eigenen vier Wänden, dann Präsenzunterricht, schriftlichen und mündlichen Prüfungen und schließlich einer kleinen Abschlussfeier im Freien auf dem Schulhof bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen. Es war übrigens der erste Jahrgang, der aus der zu Beginn des Schuljahres 2015/2016 gebildeten Gemeinschaftsschule entlassen wurde. Beim häuslichen Unterricht während der Coronazeit wurden die Schülerinnen und Schüler von ihren Fachlehrern mit Aufgaben versorgt, die mehr oder weniger selbständig zu erledigen waren. Hierbei waren vor allem das eigene Engagement und die Motivation gefragt. Nach den Osterferien waren sie dann die Ersten, die nach der Schulöffnung zum Unterricht in Deutsch, Mathematik und Englisch an die Schule kamen. Selbstverständlich waren die bestehenden Hygienevorschriften zu beachten.

Ab Mitte Juni begannen die Abschlussprüfungen, und die Neuntklässler brüteten in der Kraichgauhalle in sicherem Abstand über ihren Aufgaben. Den Anfang machten Deutsch und Mathematik. „Die Prüfungen waren keinesfalls leichter und wurden nur vom Umfang minimal abgeändert“, so die Klassenlehrerin Christine Stutz. „Die Schüler konnten nun beweisen, wie effektiv sie gelernt hatten.“ Die gut zweistündige Prüfung in Mathematik bestand aus einem Pflichtteil, der ohne Hilfsmittel bearbeitet werden musste und einem längeren Wahl- und Pflichtteil, bei dem aufgrund der Coronakrise eine Teilaufgabe weggelassen werden dufte.

Neben Rabattaufgaben zum Kleiderkauf waren Berechnungen zur Umlaufbahn der Raumstation ISS und zu einer Windkraftanlage gefordert. In Geometrie prüften Flächen- und Volumenberechnungen zusätzlich das Wissen der Schüler. „Bei guter Vorbereitung konnte man durchaus von einer fairen Aufgabenstellung für die Neuntklässler sprechen“, so die Fachlehrerin. Bei den Schülern gingen die Meinungen weit auseinander. „Ich hatte wenig Schwierigkeiten, zudem habe ich alle Aufgaben verstanden“, so eine Schülerin. Ganz anderer Meinung war ein Schüler: „Ich hatte mir die Prüfung leichter vorgestellt.“ 

Bereits zwei Tage zuvor hatten die Neuntklässler drei Zeitstunden, um verschiedene Aufgaben im Fach Deutsch zu lösen. Im Pflichtteil konnten die Schüler zwischen zwei Aufgaben entscheiden. Dies war nachträglich aufgrund der erschwerten Bedingungen in der Prüfungsvorbereitung entschieden worden. So konnte zwischen einem Sachtext mit Aufgaben zum Textverständnis sowie Fragen zu Rechtschreibung und Grammatik und einer zweiten Aufgabe zur Pflichtlektüre „Schneeriese“ von Susann Kreller gewählt werden. Im Wahlteil ging es für die Schüler darum, einen eigenen Text zu textgebundenen Aufgabenstellungen zu verfassen. Hierzu konnten sie zwischen den Textgattungen Erörterung, Lyrik und Prosa wählen. Zur Wahl standen eine Erörterung zur Frage „Dürfen erwachsene Kinder verlangen, bei den Eltern wohnen zu bleiben?“ eine Gedichtbeschreibung zum von Erich Kästner verfassten Gedicht „Besuch vom Lande“ oder eine Textbeschreibung zur Erzählung „Der Schritt zurück“ von Annette Rauert.

Die Abschlussprüfung im Fach Englisch bestand aus vier Teilen: Aufgaben zur Überprüfung des Hörverständnisses, des Textverständnisses, der sprachlichen Mittel sowie der Textproduktion. Als Bearbeitungszeit standen insgesamt zwei Stunden zur Verfügung, wobei für die Teile B bis D ein zweisprachiges Wörterbuch zur Verfügung stand. Da bei der Projektprüfung eine Schülergruppe in der Regel drei bis fünf Schülerinnen und Schüler umfasst, musste diese aus Coronagründen in diesem Jahr ausfallen.

Zum Abschluss „eines außergewöhnlichen Jahres“ folgte eine „etwas andere Abschlussfeier“ im Schulhof unter freiem Himmel ohne Kostüm, Ballkleid oder schicken Anzug, ohne unterhaltsames Programm, ohne den obligatorischen Händedruck bei den Ehrungen und der Zeugnisübergabe. Auch für die Jugendlichen, die Pädagogen und die Eltern der Kraichgauschule sei es eine „außergewöhnliche, nie dagewesene Zeit“ gewesen, welche die Schule völlig unvorbereitet getroffen hätte, so Rektor Mathias  Schmitz. In dieser schwierigen Zeit habe sich die Gemeinschaftsschule bewährt, man habe neue Erfahrungen gesammelt. Die Hauptschul-Abschlussprüfungen seien nicht einfach gewesen und man sei stolz, dass alle Jugendlichen bestanden hätten. Auch in der Eigenverantwortung zu Hause hätten die Schülerinnen und Schüler „Tolles geleistet“. „Nun liegt die nächste Tür vor euch, um neue Räume zu betreten“, so der Rektor. Für die überwiegende Zahl der Jugendlichen geht es in weiterführende Schulen. Jetzt eröffneten sich „tausende Möglichkeiten“. Wichtig aber sei, „im Vorwärtsgang unterwegs zu sein“ und sich der Eigenverantwortung bewusst zu werden. Diese einmalige Chance gelte es zu nutzen und aktiv das Leben zu gestalten. 

Als Jahresbeste erhielten Paul Kannenberg und David Pflaumer eine Belobigung und einen Gutschein, Zehra Günes und Saskia Heidenreich eine Urkunde für herausragende Leistungen im Fach „Bildende Kunst“ und Paul Kannenberg und Berkant Yilmaz im Fach „Biologie“. Einen Buchspreis vom evangelischen Oberkirchenrat bekam David Pflaumer für seine herausragenden Leistungen in Religion. Saskia Heidenreich wurde für ihr soziales Engagement und Berkant Yilmaz als stellvertretender Schulsprecher an der Kraichgauschule ausgezeichnet. Im Auftrag der Eltern dankten Bernadette und Wolf-Rüdiger Kannenberg der Klassenlehrerin Christine Stutz für ihre Arbeit mit einem Apfelbäumchen. Mit kleinen Geschenken und Sonnenblumen bedankten sich die Entlassschüler bei ihren Lehrerinnen und Lehrern. Zum Abschluss der kleinen Feier stiegen bunte Luftballons in den blauen Sommerhimmel als „Hoffnungszeichen auf normalere Zeiten.“

 

Rudi Kramer, Mühlhausen

 


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Kategorie: 2019 / 2020