Gemeinderäte zu Gast...

Im Gespräch mit einer Gymnasiallehrerin der Kraichgauschule

Seit inzwischen 3 Schuljahren arbeitet die Gemeinschaftsschule in Mühlhausen in den Klassen 5 bis 7 in allen Fächern auf drei Niveaustufen – grundlegendes, mittleres und erweitertes Niveau, die den Anforderungsprofilen der Hauptschule, Realschule und des Gymnasiums entsprechen. Seit diesem Schuljahr bereichert Frau Hess als studierte Gymnasiallehrerin das Kollegium der Kraichgauschule. Ihre Fächerschwerpunkte sind Deutsch, Englisch, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Sie arbeitet als Klassenlehrerin der 7b. Mit ihr sprachen Gemeinderat Gerhard Welker und Andreas Leitheußer vom Mühlhäuser Ortsverband von Bündnis90/Die Grünen über ihre bisherigen Erfahrungen an der Gemeinschaftsschule (GMS).

Nach ihrem Referendariat an einem Gymnasium unterrichtete Frau Hess zunächst an einer GMS, bevor Sie zum Schuljahr 2017/2018 an die Kraichgauschule wechselte. Sie habe sich bewusst für die Arbeit an der GMS entschieden, weil sie den integrativen Charakter, die Flexibilität, die intrinsischen Motivationschancen sowie die individuellen Möglichkeiten des Förderns und Forderns dieser Schulform sehr schätze. Die GMS sei nicht nur offen für Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Voraussetzungen, sondern erlaube auch jedem Kind das Lernen auf unterschiedlichen Niveaustufen je nach Unterrichtsfach, sogar je nach Thema.
Als Beispiel beschrieb Frau Hess eine Schülerin mit besonderer Begabung für Geschichte, Gemeinschaftskunde und Wirtschaft. In diesen Fächern schafft sie es, auf gymnasialem Niveau zu arbeiten, und kann durch diesen erlebten Erfolg auch in den anderen Fächern immer wieder motiviert werden, schwierigere Aufgaben anzugehen. „Sie hat dadurch viel Selbstvertrauen gewonnen und erzielt durchweg immer bessere Leistungen“, betonte Hess.

Die Grundlage solcher Erfolge sei das moderne Förderkonzept der Schule, das die Eigenverantwortung stärkt und alle Schülerinnen und Schüler auffordert selbstverantwortlich zu lernen. Besondere Bedeutung habe die tägliche Lernbürozeit, in der die Kinder selbständig Aufgaben auf dem aktuellen Lernniveau bearbeiten, um die bei Coaching Gesprächen vereinbarten individuellen Lernziele zu erreichen. Ziele und Lernfortschritte werden im Lerntagebuch dokumentiert und durch Arbeiten und Tests bewertet. Sie persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ihre jetzige siebte Klasse an der Gemeinschaftsschule in Mühlhausen bereits selbständiger arbeite als die von ihr am Gymnasium zuletzt unterrichtete neunte Klasse.

Ferner hob Hess hervor, wie gut Hauptschul-, Realschul- und Gymnasiallehrer an der Kraichgauschule zusammenarbeiten. Dies sei sehr wichtig, um den Herausforderungen gerecht zu werden, die sich aus der Vielfalt der Persönlichkeiten und Begabungen innerhalb der Schülerschaft ergeben. Diese Vielfalt habe den großen Vorteil, dass die Tendenz, Mitschüler zu diskriminieren oder selbst zum Opfer von Ausgrenzung und Mobbing zu werden, an der GMS deutlich geringer sei als an anderen Schularten, weil unterschiedliche Begabungen als Bereicherung erlebt werden. Darüber hinaus betonte Frau Hess die Bedeutung der Schulsozialarbeit für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder. An der Kraichgauschule sei die Schulsozialarbeit integrativer Bestandteil des Schulalltags und trage wesentlich zum sozialen Lernen bei.

Laut Auskunft von Frau Hess arbeiten in den beiden siebten GMS-Klassen zurzeit rund ein Drittel der Schüler auf Hauptschulniveau und zwei Drittel auf Realschul- und Gymnasialniveau. Welkers Nachfrage, ob das gymnasiale Lernniveau an der Kraichgauschule tatsächlich dem eines allgemein bildenden Gymnasiums entspreche, beantwortete sie mit einem klaren Ja. Wer am Ende von Klasse 10 die Anforderungen erfülle, werde problemlos den Übergang in die gymnasiale Oberstufe schaffen und könne dort regulär das G9-Abitur machen. Außerdem seien Schüler der GMS hervorragend für ein Studium vorbereitet. Aber auch den regionalen Betrieben machte sie Mut: „Absolventen der GMS haben selbständiges Arbeiten gelernt und sind für den Arbeitsmarkt der Zukunft bestens vorbereitet.“

Bild: v.l.n.r.: Gemeinderat Welker, Gymnasiallehrerin Hess und OV Vorstand Leitheußer (B90/Grüne) im Klassenzimmer der 7b

aus: Gemeinderundschau Mühlhausen, Ausgabe 27/18